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Peter Thavonat
Sind interaktive Exponate unverzichtbar?
Autor: Mag. Sandra Seck

Gerade auf Technologiemessen, in Showrooms und Brandlands sind interaktive Exponate Besuchermagnete, die Aufmerksamkeit gewinnen und halten. Doch was macht ein gutes Exponat aus und worauf ist bei der Konzeption und Umsetzung zu achten? Erfahren Sie von unseren beiden Marketing- und Designexperten Gerhard Preslmayer und Peter Thavonat, warum interaktive Exponate so beliebt und erfolgreich sind und wie sich ihr Einsatz lohnt.

Dieses Interview, das an das Thema Messedesign anknüpft, wirft einen zweiten Blick in die Praxis des Ausstellungsdesigns: Gerhard Preslmayer, CEO bei SPS MARKETING, entwickelt und begleitet als Designer und Stratege seit über 40 Jahren die Markeninszenierungen internationaler Unternehmen auf globalen Messen und Showrooms. Peter Thavonat, Art Director bei SPS MARKETING, ist Spezialist für die Konstruktion von Flächen und Räumen und die Gestaltung von 3D-Modellen auf Messen. Beide haben nicht nur zahlreiche interaktive Produktpräsentationen kreiert, sondern auch vor Ort betreut – und kennen die Challenges in der Anwendung.

SPS MARKETING: Was können interaktive Exponate auf Messen leisten?

Gerhard Preslmayer: Interaktive Displays sind nicht nur Werkzeuge zur Darstellung von Informationen, sondern auch leistungsstarke Medien für Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Kundenbindung. Mit ihrer Anziehungskraft und dem Mehrwert, den sie schaffen, laden sie potentielle Kunden zur aktiven Teilnahme ein und erreichen, dass sie sich länger im Ausstellungsbereich auf einer Messe oder im Showroom aufhalten. Zudem generieren sie wertvolle Daten und unterstützen die Leadgenerierung, indem weiterführende Inhalte gegen Kontaktinformationen bereitgestellt werden.

Interaktive Displays ermöglichen einprägsame Produkterlebnisse

Peter Thavonat: Interaktive Exponate sind ultimative Tools, um einprägsame Produkterlebnisse zu schaffen und damit Aufmerksamkeit zu generieren. Sie bieten eine einzigartige Möglichkeit, komplexe technische Produkte und Dienstleistungen für potenzielle Kunden verständlich und erlebbar zu machen, und mit Experten einen relevanten Dialog zu führen. Durch den Einsatz außergewöhnlicher Exponate können Unternehmen unvergessliche Aha-Effekte schaffen und ihre Brand Awareness steigern. Dies fördert das Vertrauen in das Unternehmen und unterstützt den Kaufentscheidungsprozess. 

„Visuelle Ankerpunkte mit enormer Anziehungskraft!“

Worauf achtet ihr in der Entwicklung von digitalen Exponaten?

Gerhard: Ein Mehrwert digitaler Exponate ist, dass sie als visueller Ankerpunkt eine enorme Anziehungskraft haben, auch über den Ausstellungsbereich hinaus. Das Objektdesign spielt eine entscheidende Rolle: In der Umsetzung der Funktionen sind wir als Designer gefragt, diese einladend zu gestalten. Ein Display kann einfach im Raum installiert oder in einer aufregenden „Verpackung“ inszeniert werden – was den Erlebnisfaktor eindeutig erhöht. Die Kombination unterschiedlicher Vermittlungskanäle wie Audio, Motion Design, haptische Objekte oder sensorische Komponenten, ermöglicht die Ansprache verschiedener Sinne. Das kann auch spielerisch funktionieren, sollte aber immer produktrelevant sein.

Eine Messestand für die Rico Group

Peter: Die Funktionsweise nimmt ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Attraktivität. Gerade wenn bei Produkten oder Prozessen verschiedene Systeme ineinandergreifen und nicht sichtbar sind, können wir Inhalte durch Simulationen oder Nachstellen von Funktionen greifbar machen und mehrere Inhalte gleichzeitig transportieren. Je nach Komplexität der Inhalte und Vorwissen des Publikums setzen wir betreute oder unbetreute Exponate ein. Grundsätzlich sind Inhalte leicht verständlich aufzubereiten; Hintergrundinformationen können wir optional zugänglich machen.

„Ein Produkt emotional erleben – haptisch und multisensorisch.“ 

Gerhard: Darüber hinaus verfolgen wir den Anspruch, diese Inhalte auch ohne Exponat und Haptik in die virtuelle Welt zu transportieren. Für einen nachhaltigen Einsatz destillieren wir Inhalte heraus, machen sie als Website-Content abrufbar, erstellen Derivate und schaffen Verknüpfungen, so dass der Content weiterarbeitet. Dadurch sind die Investitionen für ein Exponat mit einem anderen Multiplikator zu sehen. 

Was braucht ein Exponat, um aus einer smarten Geschichte ein spannendes Live-Erlebnis zu machen?

Peter: Hier steht die User Experience an erster Stelle. Die Navigation muss klar und die Bedienung möglichst intuitiv sein. Sie darf niemanden überfordern. Physikalische Beschaffenheit und Responsivität sind entscheidend, damit Exponate nicht nur mit coolem Look, sondern auch mit angenehmer Haptik überzeugen und das ungestörte Erkunden und Erleben eines Produkts ermöglichen. Eine stabile Bauweise ist aus Sicherheitsgründen wichtig, auch die Software muss stabil und sicher laufen. Egal, nach welchem Prinzip das Exponat konzipiert ist – ob AR, VR, mechatronisch oder rein digital – es muss jedenfalls Offline funktionieren. Lediglich die Wartungen und die Möglichkeit, Inhalte zu aktualisieren, sollten online gegeben sein.

Gerhard: Beliebt sind Exponate, die für ein reales Produkterlebnis sorgen und dem Publikum ein Feedback auf ihre Aktivität geben: Das können haptische Elemente, Produkte oder Ergebnisse sein. Für Magna Powertrain hatten wir beispielsweise einen digitalen Konfigurator entwickelt, der durch die Eingabe von Parametern das ideale Antriebssystem für unterschiedliche Fahrertypen generierte. Großdimensionale Exponate wie die Kunststoff Spritzgussmaschine, die wir für die Rico Group auf der Messe K in Düsseldorf inszeniert hatten, wecken per se Neugier. In dem Fall wurde live eine Kunststoffbox produziert, die wir in der Story des Kommunikationskonzepts verankert hatten: In den Einladungen zur Messe waren Silikon Inlays verpackt, die komplette Box dazu war am Stand erhältlich. Die Verknüpfung von Content mit dem realen Produkterlebnis hat super funktioniert – die Besucher hatten sich in langen Schlangen angestellt.

„Interaktionen fixieren Inhalte stärker im Gedächtnis!“

Digitale, interaktive Exponate sind geniale Lösungen, um Spitzentechnologien zum Leben zu erwecken. Könnt ihr hierfür ein Beispiel nennen, das verdeutlicht, was alles möglich ist?

Peter: Unser Kunde Magna ist einer der größten Automobilzulieferer weltweit. Für die IAA 2023 in München haben wir eine Reihe interaktiver Displays entwickelt, um verschiedene Antriebssysteme und ihre Funktionsweisen bei unterschiedlichen Anforderungen zu zeigen. Unter anderem zum Thema automatisiertes Fahren, das in der Kombination von realen Produkten, Produktanimationen und Tech-Sheets anwendungsorientiert erlebbar wurde. Umgesetzt haben wir das mit großen Monitoren, die in einem schlanken Objekt verbaut und miteinander vernetzt gesteuert wurden. Interessenten konnten so verschiedene Fahrsituationen starten und gleichzeitig sehen, wie die realen Komponenten im Fahrzeug miteinander interagieren. Ergänzt mit Produktanimationen für noch mehr “deep dive“ Content – eine große Menge an komplexem Inhalt, der dank interaktiver Displays multisensorisch in einem exklusiven Produkterlebnis funktioniert. 

Interaktive Displays von Magna für die IAA 2023 in München

Warum ist eine Datenanalyse nach der Messe wichtig?

Gerhard: Die im Exponat generierten Daten zeigen genau auf, welche Detailinhalte von größtem Interesse waren, und erlauben Rückschlüsse auf Relevanz und Effektivität. So kann beispielsweise ermittelt werden, wie viele Besucher sich für welches Exponat interessierten und wie lange sie sich damit beschäftigt haben. Die Datenanalyse schafft klare Nachvollziehbarkeit und bietet umfassende Möglichkeiten für wissensbasierte Optimierungen. Damit die Investition in durchdachte Präsentationen zum Erfolg führt, ist die Messbarkeit der Maßnahmen wesentlich.

Bei jedem Touchpoint eines Exponats gilt: Wer in Erinnerung bleiben möchte, sucht die Interaktion! Ein interaktives Display zeichnet sich durch gutes Objektdesign und relevante Informationen aus und verbindet Marke, Produkt und Lösung zu einem nachhaltigen Marken- und Produkterlebnis für Kunden, Interessenten und Meinungsführer. So hilft es bei der Vermittlung von erklärungsbedürftigen Produkten. Idealerweise sollte ein gutes Exponat die Kriterien Interaktivität und Engagement, Personalisierung und Relevanz sowie Infotainment und Unterhaltung erfüllen. 

Sie wollen interaktive Displays als leistungsstarke Medien für Ihre Kommunikation nutzen? Behalten Sie die aktuellen Entwicklungen im Blick – unsere Experten stellen Ihnen topaktuelle Trends und Innovationen vor.


Peter Thavonat

Art Director & Team Lead - SPS Marketing

p.thavonat@sps-marketing.com
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